Hnefatafl Spielanleitung
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Vorbemerkung
Leider gibt es kein vollständiges historisch-überliefertes Regelwerk für das Hnefatafl-Spiel. Demnach ist die Frage "Welche der Spielarten dem wirklichen Hnefatafl entspreche?" nicht ungerechtfertigt, aber andererseits auch nicht eindeutig zu beantworten. Aller Wahrscheinlichkeit nach gab es über die verschiedenen Zeitalter an den verschiedenen Orten unterschiedliche Regeln. Die hier wie auch die in anderen Büchern oder Zeitschriften sowie auf anderen Netzseiten vorgestellten Spielregeln sind allesamt Rekonstruktionsversuche aus den 20. Jh.
In der Zusammenschau der archäologischen Funde und der schriftlichen Zeugnisse, die im Folgenden auf dieser Seite vorgestellt werden, läßt sich jedoch ein sehr gut spielbares Regelwerk zusammenstellen.
Das Spielbrett
Königszabel wird zumeist auf einem Spielbrett mit 13x13 Feldern gespielt. Dieses Spielbrett wird auch einfach oft nur als Zabel (oder auf Altnordisch als Taflborð) bezeichnet.
In der Mitte des Zabelbrettes befindet sich der Thron des Königs. Nur der König darf den Thron betreten. Zu Spielbeginn befindet sich dort der König, umgeben von seinen zwölf Mannen. Die Eckfelder stellen die Fluchtburgen des Königs dar. Auch diese Fluchtburgen dürfen nur vom König betreten werden. Diese Burgen zählen für beide Seiten als gegnerische Spielsteine, was von großer Bedeutung bei der Gefangennahme von Spielsteinen ist.
Die Spielsteine und ihre Züge
Im Königszabel werden grundsätzlich nur zwei Arten von Spielsteinen unterschieden. Das sind zum einen der meist etwas größer gestaltete König (Altnordisch:Hnefi, Altenglisch: cyningstan) und zum anderen die restlichen Taflmänner (Altenglisch: tæfelstanas, wörtlich: Zabelsteine). Im Königszabel werden wie im Schach zwei Seiten unterschieden. Auf der einen Seite, oder besser in der Mitte, steht der König mit seinen zwölf Verteidigern. Seine Gegner sind zwei Dutzend von außen angreifende Zabelmänner. Das Spiel ist also nicht vollständig ausgeglichen. Die angreifende Seite besitzt keinen König, ihr stehen stattdessen zweimal so viele Zabelmänner zur Verfügung.
Ausgangsstellung
Zu Beginn des Spieles befindet sich der König auf seinen Thron in der Mitte des Zabelbrettes. Seine zwölf Mannen stehen um ihn versammelt auf den umgebenden Spielfeldern. Acht seiner Verteidiger befinden sich auf den unmittelbar dem König benachbarten Feldern. Vor diesen steht in jeder "Himmelsrichtung" eine Vorhut. Die Angreifer sind in vier Sechsergruppen aufgeteilt, die sich wie ein T mit einer Ein-Mann-Vorhut vor fünf Mannen an jeder Kante des Spielfeldes befinden. |
Bild 2. Ausgangsstellung
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Spielziel:
Ziel der Verteidiger ist es, die Flucht des Königs auf eines der Eckfelder (Burgen) zu ermöglichen. Das Spielziel der Angreifer ist zunächst die Verhinderung dieser Flucht. Hierzu sollten zuerst alle Burgen besetzt bzw. belagert werden (Bild 3). Darüber hinaus sollte der König gefangen genommen werden.
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Bild 3. Sichern der Fluchtburgen
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Bewegen der Zabelsteine
- Alle Zabelsteine ziehen wie der Turm im Schach nur in lotrechter und waagerechter Richtung. Hierbei kann also eine beliebige Anzahl freier Spielfelder zurückgelegt werden.
- Ein Ziehen in schräger Richtung oder ein Überspringen eigener oder gegnerischer Spielsteine ist nicht zugelassen.
- Jeder Spielzug muß auf einem freien Spielfeld enden
- Der erste Spielzug wird immer von den Angreifern ausgeführt.
- Es herrscht Zugzwang, d.h. in jeder Spielrunde muß ein Spielzug ausgeführt werden.
Schlagen von Spielsteinen
Das Schlagen bzw. die "Gefangennahme" gegnerischer Zabelmänner erfolgt indem ein Spielstein von zwei feindlichen Zabelmannen in die "Mangel" genommen wird, d.h. die drei Zabelsteine befinden sich in einer Reihe. Dies ist sowohl in waagerechter als auch in lotrechter Richtung möglich. In schräger Richtung findet keine Gefangennahme statt. Hier gibt es einige Besonderheiten zu beachte
- Geschlagene Spielsteine werden im Anschluß vom Brett entfernt.
- Ein Schlagzwang besteht nicht.
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Einfaches Schlagen eines Zabelsteines
Das Schlagen eines Spielsteines erfolgt durch "Gefangennahme zwischen zwei gegnerischen Zabelsteinen, wenn diese in waagerechter oder lotrechter Richtung unmitttelbar neben dem entsprechenden Spielstein gezogen wurden.
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Schlagen eines Zabelsteines durch den König
Auch dem König ist es erlaubt, in solcher Weise gegnerische Spielsteine gefangen zunehmen bzw. zu schlagen.
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Sicheres Ziehen zwischen zwei Gegner
Wird allerdings ein Zabelstein zwischen zwei gegnerische Zabelsteine gezogen, gilt dies nicht als Gefangennahme. Im Gegenteil, der Gegner muß sogar einen Zug mehr zum Freigeben des Spielfeldes aufwenden, um diesen Stein schlagen zu können. |
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Zweifachschlag
Bei entsprechender Stellung im Spiel ist es auch möglich mit einem Zuge zwei gegnerische Zabelsteine zu schlagen
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Zweifachschlag an einer Fluchtburg
Auch unter Ausnutzung einer Eckburg, die wie gesagt für beide Spieler als gegnerischer Spielstein zählt, ist ein Zweifachschlag möglich.
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Dreifachschlag
Sogar das gleichzeitige Schlagen von drei Spielsteinen ist durchaus möglich.
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Gewinnen des Spiles
Das Spiel gilt als gewonnen, wenn der König gefangengenommen wurde oder wenn ihm die Flucht auf eine der Burgen gelungen ist.
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Gewinn durch Königsflucht
Weiß gewinnt das Spiel durch Flucht des Königs auf eine der Eckburgen |
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Gewinn durch Königsschlag
Der König wird auf den Thron oder auf jedem anderen gewöhnlichen Spielfeld durch vier gegnerische Zabelsteine gefangengenommen.
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Befindet sich der König auf einem dem Thron in der Mitte, in waagerechter oder lotrechter Richtung benachbarten Feld, genügen drei gegnerische Spielsteine, um den König zu stellen
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Auch am Rande des Zabelbrettes ist eine Gefangennahme des Königs mit drei schwarzen Steinen möglich
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Gewinn durch Zweifachschlag
Versucht ein Manne des Königs, die Flanke seines Herren zu decken und ihn so vor dem Schlagen zu retten, dann ist aufgrund der gleichzeitigen Gültigkeit des Zweifachschlaggesetzes dennoch eine Gefangennahme des Königs möglich, wenn auch der zweite Spielstein von gegnerischen Zabelsteinen umstellt ist |
Das Schildwallgesetz (mögliche Zusatzregel)
Das Schildwallgesetz besteht in der gleichzeitigen Anwendung des Zweifachschlages und der Gefangennahme des Königs am Spielfeldrande auf die einfachen Zabelmänner. Mit dem Schildwallgesetz soll verhindert werden, daß sich eine Seite, insbesondere die Angreifer, am Rande des Zabelbrettes in Sicherheit ausruht.
Wenn also mehrere Zabelsteine einer Farbe an einer Kante des Zabelbrettes nebeneinanderstehen und sich vor jedem dieser Steine ein gegnerischer Zabelmann befindet, dann ist es möglich, durch Flankieren der gegnerischen Zabelsteine, die gesamte Reihe mit einem Male zu schlagen.
Im Gegensatz zu den bislang aufgeführten Arten des "Gefangennehmens" gelten hier die Fluchtburgen NICHT als Ersatzspielsteine.
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Schlagen nach dem Schildwallgesetz
Befindet sich vor einer Reihe von Zabelmannen am Spielfeldrande eine gleich große Kette von gegnerischen Zabelsteinen so kann durch folgliches Einklammern dieser Reihe mit einem Male die gesamte Gruppe geschlagen werden
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Kein Schlag
Nach dem Schildwallgesetz kann NICHT neben den Eckburgen geschlagen werden.
Auf diese Weise kann nur der König gefangengenommen werden (vgl. oben) |
Das Schildwallgesetz kommt im Spiel nur selten zur Anwendung. Vielmehr verleiht es die Möglichkeit, Aufreihungen von gegnerischen Zabelmannen an den Spielfeldkanten durch Bildung einer Kette aus eigenen Zabelsteinen aufzulösen, da der Mitspieler den gleichzeitigen Verlust mehrerer seiner Spielsteine vermeiden möchte.
Diese gegenüberstehenden Reihen von Zabelmannen erinnern an einen Schildwall, nach dem dieses Gesetz benannt wurde.